Leben Menschen in der Antarktis? Einwohner, Städte & Häuser
- von Thomas Mooslechner
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Am 27. Januar 1820 überquerte eine russische Expedition unter der Leitung von Bellingshausen den Südlichen Polarkreis.
Am darauffolgenden Tag war er der erste Entdecker, der den unbekannten Kontinent jemals zu Gesicht bekam.
Nur ein Jahr später setzte der Entdecker und Robbenfänger John Davis als erster Mensch seinen Fuß auf die Antarktis. Es war der 7. Februar 1821.
Der siebte Kontinent war nun endlich zweifelsfrei nachgewiesen.
Menschliches Leben in der Antarktis erst seit 1821
Menschen haben vermutlich das Ross Schelfeis als ersten Ort des Festlandes gesehen.
Den Ruf, Entdecker der Antarktis zu sein, erlangte der deutschbaltische Seefahrer Fabian Gottlieb von Bellingshausen, weil er am 28. Januar 1820 erstmals den Rand eines „Eis-Kontinents“ sichtete.
Bellingshausen hatte das Schelfeis beschrieben, das als Teil des antarktischen Kontinents betrachtet werden kann. Er umsegelte während der ersten russischen Antarktisexpedition von 1819 bis 1821 in 751 Tagen den Kontinent.
Die erste unumstrittene Landung in der Antarktis erfolgte erst 74 Jahre später, am 24. Januar 1895. Eine Gruppe von Männern des norwegischen Schiffes Antarctic ging an Land, um am Kap Adare geologische Proben zu sammeln. Der Küstenstreifen auf der antarktischen Halbinsel, an dem die Männer an Land gegangen sein sollen, wird heute Davis Coast genannt.
Eine einheimische Bevölkerung gab es damals nicht. Die Antarktis ist der einzige Kontinent der Erde, auf dem es keine einheimische menschliche Bevölkerung gibt.
Erste menschliche Spuren in der Antarktis
Scott’s Hut aus 1911 in Cape Evans schaut wie frisch verlassen aus.
Einige der frühesten in der Antarktis errichteten Unterkünfte sind in einem bemerkenswert gutem Zustand. Dazu gehört zum Beispiel die Borchgrevink-Hütte am Kap Adare.
Sie wurde von der Southern Cross/British Antarctic Expedition 1898–1900 errichtet. Scotts Discovery-Hütte am Hut Point in Sichtweite der McMurdo Station aus 1901–1904 ist auch noch erhalten.
Shackletons Hütte am Cape Royds für die britische Antarktis-Expedition von 1907–1909 ist auch noch erhalten.
Wenige Antarktisreisen besuchen die frühen Spuren der Polarforscher. Sie befinden sich weit abseits der häufigsten Reiserouten in der Ross-See. Ein Beispiel dafür ist Scott’s Hut auf Cape Evans. Sie wird vor allem von den Antarktis-Halbumrundungen angefahren. Davon gibt es jährlich nur eine Handvoll Angebote.
Erster ständiger Stützpunkt in der Antarktis
Omond House, möglicherweise von William Speirs Bruce. Bild: Glasgow Digital Library, Public Domain.
Omond House wurde 1903 von der schottischen Nationalen Antarktis-Expedition auf der Laurie-Insel in den Süd-Orkneys aus Stein erbaut. Sie war der erste ständige Stützpunkt in der Antarktis und wird auch als älteste ausgedehnte Forschungsbasis in der Antarktis angesehen.
Nach der Reise der Schottischen Nationalen Antarktis-Expedition gab es zahlreiche Expeditionen von Ländern aus der ganzen Welt.
Nur sehr wenige führten zur Einrichtung einer ständigen Basis. Erst im Jahr 1943 startete die britische Regierung die „Operation Tabarin“, einen militärischen Versuch, eine ständige und offizielle britische Präsenz in der Antarktis zu errichten.
Zwischen 1944 und 1945 wurden in Port Lockroy, Deception Island und Hope Bay permanente Stützpunkte errichtet. Sie waren die ersten Stützpunkte auf dem Festland, die in der Antarktis errichtet wurden.
Port Lockroy und Deception Island gehören zu den beliebtesten Reisezielen in der Antarktis, weil sie nahe den Routen der meisten Antarktis Seereisen befinden.
Errichtung von Forschungsstationen in der Antarktis
Port Lockroy war eine der ersten Forschungsstationen und ist das südlichste Postamt der Welt.
Die Beanspruchung von Land durch die Briten hat Ende der 40er-Jahre einen Wettlauf in die Antarktis ausgelöst.
Als Reaktion auf die britische Ansiedlung startete die chilenische Regierung eine Expedition in der Hoffnung, eine eigene ständige Basis zu errichten.
1947 wurde die erste chilenische Basis, die González Videla Antarctic Base, eröffnet, kurz darauf folgte 1954 die australische Mawson Station.
1956 erlebte die Antarktis eine Welle von Stationseröffnungen, darunter die McMurdo-Station der Vereinigten Staaten, die Mirny-Station der Sowjetunion und die Dumont-D’Urville-Station von Frankreich.
Erste zivile Siedlung mit Häusern in der Antarktis
Esperanza ist die einzige und erste zivile Siedlung auf dem Festland.
Die am 17. Dezember 1952 von Kapitän Jorge Edgar Leal gegründet Esperanza-Station ist die älteste zivile Siedlung in der Antarktis und die einzige zivile Siedlung auf dem antarktischen Festland.
Sie befindet sich am nördlichen Ende der Antarktischen Halbinsel auf der Trinity-Halbinsel an der Hope Bay. In der Station leben im Winter 55 Einwohner, darunter zehn Familien und zwei Lehrer. Die Provinzschule Nr. 38 „Julio Argentino Roca“ wurde 1978 errichtet und funktioniert seit 1997 als unabhängige Einrichtung.
Einige Antarktis Kreuzfahrten besuchen die Esperanza Station. Die Anlandung ist nie garantiert. Sie hängt immer vom Wetter ab. Jährlich erreichen die Station etwas mehr als 1.000 Besucher. Im Ort befindet sich ein Freilichtmuseum zur Transportgeschichte in der Antarktis.
Erstes dauerhaft menschliches Leben am Südpol
Es gibt Flüge zur Amundsen Scott Forschungsstation am Südpol.
Das erste Camp am Südpol war Amundsens Polheim. Roald Amundsen hat das Camp am 14. Dezember 1911 gegründet, nachdem er mit seinen vier Begleitern als erster Mensch den Südpol erreicht hat.
Nach Amundsen und Scott dauerte es fast 45 Jahre, bis erneut ein Mensch seinen Fuß auf den Südpol setzte. Am 31. Oktober 1956 erreichte eine Expeditionsgruppe der US-Marine mit einer Douglas DC-3/R4D den Südpol erneut.
Sie haben mit der Vorbereitung für den Bau der Südpolstation begonnen. Sie wurde nach den Roald Amundsen und Robert Falcon Scott benannt, der kurz nach Amundsen den Südpol erreichte. Das 1975 errichtete, neuere Hauptgebäude befand sich unter einer Kuppel mit einem Durchmesser von 50 Metern und einer Höhe von 16 Metern.
Im antarktischen Sommer 2005/06 wurde eine völlig neue Station fertiggestellt. Die Amundsen-Scott-Südpolstation ist eine US-amerikanische Forschungsstation. Die Station liegt in 2835 m Höhe auf dem Inlandeis, wenige hundert Meter vom geografischen Südpol entfernt.
Ein Zeltcamp ist im antarktischen Hochsommer für Abenteuer geöffnet. Es gibt eigene Flugreisen zum Camp, entweder nur mit einigen Stunden am Südpol, einer Nacht in einem Zelt oder in Kombination mit einer Wanderung aus einer Entfernung von einigen Hundert Kilometern.
Erste Geburt in der Antarktis
In der verschneiten Esperanza Basis kam der erste Antarktikaner auf die Welt.
Der am 7. Januar 1978 geborene Emilio Marcos Palma ist ein argentinischer Staatsbürger und der erste bekannte Mensch, der auf dem antarktischen Kontinent geboren wurde.
Er wurde in Fortín Sargento Cabral auf der Esperanza-Basis geboren und wog 3,4 kg. Das macht ihn auch zum am weitesten südlich geborenen Menschen. Emilios Vater, Jorge Emilio Palma, war der Leiter der argentinischen Garnison. Seine im siebenten Monat schwangere Frau wurde auf Wunsch der Regierung zu ihrem Mann geflogen.
Beide waren argentinische Staatsbürger. Dadurch wurde der erste „Antarktikaner“ sofort zum Argentinier. Argentinien wollte damit seine Gebietsansprüche in der Antarktis untermauern.
Das erste Mädchen, das auf dem antarktischen Kontinent geboren wurde, war Marisa De Las Nieves Delgado, geboren am 27. Mai 1978. Sie wurde ebenfalls in Fortín Sargento Cabral in der Esperanza-Basis geboren.
Seit der Geburt von Emilio und Marisa sind etwa zehn weitere Kinder auf dem Kontinent geboren worden.
Der erste echte Flughafen in der Antarktis
Landung am Aeródromo Teniente Rodolfo Marsh Martin. Bild: Antarctica21.
Neben der Esperanza-Station gibt es nur noch die etwas größere zivile chilenischen Siedlung Villa Las Estrellas auf der King George Island. Sie gehört zum Areal der Base Presidente Eduardo Frei Montalva auf der eisfreien Fildes-Halbinsel am Kopfende der Ardley Cove, nur 200 Meter von der russischen Bellingshausen-Station entfernt.
Zur Station gehört der einzige Flughafen in der Antarktis mit einem IATA-Code – dem „The Teniente Rodolfo Marsh Martin Airport“ (TNM). Der Flugplatz wurde am 12. Februar 1980 mit der Landung von zwei Twin Otter-Flugzeugen aus Punta Arenas eingeweiht.
Am Flughafen kommen die meisten Antarktis-Flüge an – speziell für die Antarktis Flugkreuzfahrten aus Punta Arenas im Süden von Chile. Die Flugreisen sind eine Kombination aus einem Flug in 2 Stunden aus Punta Arenas zum Expeditionsschiff vor der Küste von King George Island anstatt einer zweitägigen Seereise durch die Drake Passage.
Die Reisen gibt es vorwiegend mit Antarctica21 auf kleinen Expeditionsschiffen mit weniger als 76 Passagieren.
McMurdo, die kleine Stadt in der Antarktis
Blick auf McMurdo während einer Antarktis Halbumrundung mit der Le Commandant Charcot.
Die McMurdo-Station ist die größte Forschungs- und Logistikstation in der Antarktis. Sie wird seit 1955/56 vom United States Antarctic Program (USAP) der US-Regierung betrieben.
Die ganzjährig genutzte Station befindet sich auf der Ross-Insel an der Küste des McMurdo-Sunds. Sie besteht inzwischen aus mehr als 85 Gebäuden. Im Sommer ist McMurdo in der Regel schneefrei und die Winterbesetzung mit rund 250 Einwohnern steigt auf bis zu 1.200 Einwohner an.
Zur McMurdo-Station gehören Werkstätten, Geschäfte, die eigene Zeitung Antarctic Sun, ein Fernsehsender, das Feuerwehrhaus Antarctic Fire Department und das Albert P. Crary Science and Engineering Center.
In einem Treibhaus wird Frischgemüse angebaut. Die Chapel of the Snows ist eine von christlichen Glaubensgemeinschaften genutzte überkonfessionelle Kapelle. Eine Besichtigung der Station ist in der Regel nicht möglich. Ein Spaziergang zu historischen Hütten nahe der Station gehört aber zum Ziel der meisten Antarktis-Halbumrundungen, wenn das Wetter mitspielt.
Ist es möglich, in der Antarktis zu leben?
Das Leben in den Forschungsstationen ist eine Herausforderung.
Viele träumen davon, in der Antarktis zu leben, aber weil es keine Immobilien zu kaufen gibt, kann der Durchschnittsbürger nicht einfach eine Immobilie kaufen und dorthin ziehen.
Das Umweltprotokoll des Antarktisvertrags hindert Staatsbürger von Deutschland, Österreich und der Schweiz auch daran, einfach so in die Antarktis zu reisen. Es ist eine Genehmigung vom Umweltbundesamt für Forschungsreisen, journalistische und individuelle Reisen in die Antarktis notwendig. Die Genehmigung ist an die Staatsbürgerschaft gebunden. Es reicht nicht aus, einfach aus einem anderen Land abzureisen.
Auch für touristische Reisen ist eine Genehmigung erforderlich. Aber das ist für eine Antarktisreise kein Hindernis. Die Reiseveranstalter und Reedereien kümmern sich um die Genehmigung.
Leben in einer Forschungsstation in der Antarktis
Eine chilenische Forschungsstation.
Die beste Chance auf ein Leben als Staatsbürger von Deutschland ist Neumayer Station III. Sie befindet sich weitab der Routen für Seereisen in der Antarktis. Ein Besuch ist deswegen nicht möglich.
Experten aus einigen bestimmten Gebieten – von Glaziologen, Ornithologie, Astronomen bis zu Ingenieuren, Piloten und Köchen, können vielleicht eine Anstellung in der Forschungsstation finden. Sie ist für eine neunköpfige Winterbesatzung und 50 Einwohner im Sommer ausgelegt.
Aber auch mit einer Antarktis Reise bekommen Sie einen Vorgeschmack auf das Leben in der Antarktis.
Als Passagier einer der Antarktis Kreuzfahrten können Sie mit Landgängen Forschungsstationen und historische Hütten besuchen – oder sogar für eine Nacht in der Antarktis campen.
Und es gibt auch luxuriöse Lodges und Camps, die einem Hotels in der Antarktis am nächsten kommen.
Beispiele dafür sind das White Dessert Camp, Wolf’s Fang Camp, Three Glaciers Retreat, das Union Glacier Camp und das South Pole Camp. Manche nennen es auch das südlichste Resort der Welt.